27.4.2023
In einer Zeit zunehmenden Einflusses durch soziale Medien gewinnen handwerklich-künstlerisches Schaffen und die Arbeit mit dem Boden umso mehr an Bedeutung. Das Fach Gartenbau unterscheidet sich durch seinen einzigartigen Inhalt als Unterrichtsfach völlig von anderen Fächern im Schulalltag. Im Mittelpunkt steht dabei der Schulgarten: Alle Begrenzungen, die das Klassenzimmer ausmachen - Wände, Decken oder Fenster - fallen weg. Im Übergang von der Kindheit zum Jugendalter durchlaufen die SchülerInnen verschiedene Entwicklungsstufen. Sie stellen die Welt der Erwachsenen, zu der auch die bisher weitgehend fremde Arbeitswelt gehört, in Frage. Unser Schulgarten fungiert als Raum für Erfahrungen und Erlebnisse, in dem Kinder und Jugendliche nicht nur arbeiten und gestalten, sondern auch wahrnehmen, beobachten, fühlen, sich überwinden, sich freuen und genießen. Im Schulgarten gehen die SchülerInnen der 6. bis 8. Klassen den Umgang mit Erde, Pflanzen und Tieren sehr unterschiedlich an. Im Gartenbauunterricht lernen die Kinder den Schulgarten als einen individuellen und lebendigen Organismus zu betrachten, den Jahresrhythmus in der Natur sowie die irdisch- kosmischen Einwirkungen zu erkennen und zu beobachten und mit diesen Strömungen umzugehen. Sie werden zu ökologisch verträglichem Verhalten angeleitet und erwerben gärtnerische und handwerkliche Fähigkeiten.
Der Gartenbauunterricht ist hauptsächlich praxisorientiert und bietet den SchülerInnen einen konkreten Ausgleich zu den theoretischen Lernfächern in der Schule. Dabei arbeiten die SchülerInnen an verschiedenen Aufgaben oder Projekten zusammen, um genmeinsam etwas zu erreichen. Selbständiges Arbeiten, gegenseitige Hilfe, Teilen und Kompromissbereitschaft werden im Gartenbauunterricht "nebenbei" erlernt und geübt. Darüber hinaus lernen sie, Zusammenhänge zu erkennen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.
Im Schulgarten werden die SchülerInnen je nach Alter, Bedürfnissen oder Entwicklungsphase unterschiedlich an die Beziehungen zwischen Boden, Pflanzen, Tieren und Menschen herangeführt. Im Schuljahr 2023/2024 haben wir uns u.a. mit dem Boden und seinen BewohnerInnen, mit den Mondphasen, astrologischen Konstellationen und Wetterbeobachtungen sowie mit der Herstellung von Apfelsaft und der Sorge um Tiere (Bienen, Frösche und eine Schildkröte) befasst. Vor allem aber haben wir uns mit der Wiederherstellung der ursprünglichen Schulgartenstruktur beschäftigt. Die verschiedenen Bereiche des Schulgartens wurden vor und während der Vegetationsperiode vorbereitet, bepflanzt, gesät, gepflegt und geerntet. Dabei schufen die SchülerInnen einen Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen, erlebten die Bedeutung der praktischenArbeit und wie die Grundlage der menschlichen Ernährung - und somit die Grundlage der menschlichen Kultur - entsteht. So entwickelte und verwandelte sich unser Schulgarten vor unseren Augen zu einem lebendigen Kulturraum.
Michel Garand - Fachlehrer für Gartenbau