Kollegium

29.9.2024

Michaeli

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MICHAELI


Am 29. September – einige Tage nach der Herbst-Tagundnachtgleiche, wenn uns in der Natur die voranschreitende Dunkelheit und die Absterbeprozesse begleiten – feiern wir Michaeli – das Fest des Erzengels Michael. In der katholischen Tradition ist dieser Tag allen in der Bibel erwähnten Erzengel gewidmet: Michael, Gabriel und Raphael. Hier ein schönes Bild von Francesco Botticini, auf dem die drei Erzengel mit dem jungen Tobias schreiten.


Der Erzengel Michael ist Bezwinger des Bösen und Anführer der himmlischen Heerscharen. Noch vor der Erschaffung der Welt stürzt Michael Luzifer aus dem Himmel – er bezwingt das Böse –, deswegen wird er oft als Kämpfer gegen einen Drachen dargestellt. Der von Michael besiegte Drache liegt unter seinen Füßen. Dieser symbolische Drache lebt auch in uns und steht für all das, was böse und nicht edel an uns ist. Michael gibt uns die Kraft, sich nicht verführen zu lassen und standhaft gegen jede Bösartigkeit zu bleiben.

Michaeli liegt im Kreis der Jahresfeste Ostern gegenüber und hilft uns dabei, sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Gerade wenn die Tage kürzer werden, wenn die Dunkelheit kommt, werden wir am Michaelstag an die Kraft erinnert, die jeder nur selbst in sich entdecken kann.
Michaeli ist im Vergleich zu den anderen Festen des Jahreskreises ein stilles Fest, das keine spektakulären Bräuche mit sich bringt. Es ist ein Fest, das jeder individuell immer neu in sich erarbeiten muss, um den Weg zu den in uns verborgenen Kräften zu finden, um sich selbst gegen das Böse zu stellen.

Michael gibt uns inneren Mut und die geistige helle Denkenskraft, durch die wir das Böse durchschauen können und uns nicht verführen lassen. Michael erinnert uns, dass wir selber ein Kämpfer sein müssen. Gerade jetzt, wenn die Tage kurz werden, wenn sich die Dunkelheit in unsere Herzen hereinschleicht, wenn uns vermehrt die zwischenmenschlichen Konflikte, Depressionen und Selbstunzufriedenheit erreichen, gerade in dieser dunklen Jahreshälfte bekommen wir zur Stärkung
das Bild vom Erzengel Michael, um aktiv dem Bösen gegenüber zu stehen, selbst die Welt zu verändern und Verantwortung für sich und seine Umgebung zu übernehmen.
Wenn wir mit Kindern Michaeli feiern, versuchen wir auf diese inneren Qualitäten hinzuweisen und nicht nur am äußeren Mut und an traditionellen Mutproben anzuhalten, obwohl sie ein guter Ansatz sein können. Wichtig ist den Kindern durch Geschichten, Lieder und Gedichte bildhaft zu zeigen, dass der innere Mut noch eine andere Qualität hat als der äußere Mut. Man braucht den inneren Mut um aufrecht durchs Leben zu gehen. Um die Wahrheit zu sagen, um Lügen aufzuklären, um sich für
einen gehänselten Klassenkameraden einzusetzen oder die eigene Faulheit oder den eigenen Perfektionismus zu bezwingen.
Ich wünsche jedem von uns, trotz der wenigen äußerlichen Bräuche, das Michaelifest neu in sich zu entdecken und es innerlich und individuell zu feiern und eigene Kampffelder zu finden, um ein Kämpfer für das Gute und Edle zu werden.


Mit Sankt Michaels Schwert,
Das den Drachen gewehrt,
Mit Sankt Michaels Mut
kämpfst du sicher und gut.
Wie das strahlende Licht,
Das die Wolken durchbricht,
Ist wer Mut sich erringt
Und das Böse bezwingt.

Hanna Gabryel-Kopmann

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