26.11.2024
Tief im Gärtlein strahlt es helle,
lasst uns ziehn zur Lichtesquelle,
langsam gehen wir hinein.
In dem dunklein Moosesgarten
viele Kerzlein auf uns warten,
dass erstrahle goldner Schein.
Deine Flamme, lichte Kerze,
strahle tief auch mir ins Herze,
dass darin es helle sei.
Nicht für mich will ich's entzünden,
allen Menschen soll es künden!
"Weihnacht, Weihnacht komm herbei!“
Am Freitag, den 29.11., um 16 Uhr feiern wir in unserer Schule und unserem Kindergarten ein Ritual, das uns in die Adventszeit hineinführt - das Adventsgärtlein.
Was ist das Adventsgärtlein?
In unserer Freien Waldorfschule und unserem Waldorfkindergarten „Moosärtlein“ wird das Adventsgärtlein mit unseren Vorschulkindern sowie mit den Kinder der 1. - 4. Klasse gefeiert. Eine große, raumfüllende Spirale aus Tannenzweigen wird dazu in unseren Räumlichkeiten aufgebaut. Auf der Tannenspirale befinden sich die vier Elemente. Die Kristalle für die Erde, die Muscheln für das Wasser, die Rosen für die Luft und die Kerzen für das Feuer. In der Mitte der Spirale leuchtet im Dunkeln des Raumes eine große Kerze.
Es schwebt ein wohliger Duft nach Tannengrün in der Luft, es ist dämmrig und nur wenige Kerzen erhellen den Raum. In einer andächtigen Stimmung, getragen vom Singen der Kollegen, Eltern und Kindern und den Instrumenten einer kleinen Musikergruppe (Flöte, Harfe, Klavier) kommen unsere Kinder in den vorbereiteten Raum und nehmen am Rand der Spirale Platz. Wer den Raum betritt wird fast wie von selbst still.
Nun darf sich jedes Kind mit einem vorbereiteten Apfellicht nacheinander auf den Weg in die Spirale machen, bis nach innen zum großen Licht im Herzen des Tannengärtchens. Dort wird das kleine Licht am großen entzündet und behutsam der Weg nach draußen wieder begangen.
Das frisch entzündete Licht wird während des Weges nach außen in das Tannengrün »gepflanzt«. Nach und nach wird die dunkle Spirale durch die Lichter der Kinder erhellt. Nachdem jedes Kind seinen Weg gegangen ist und man noch einen kleinen Blick auf die nun ganz erleuchtete Spirale geworfen hat, ziehen die Kinder singend aus dem Raum hinaus. Wenig später dürfen sie ihr Licht draußen in Empfang nehmen und nach Hause tragen. Manch ein Adventskranz in der Familie wurde am ersten Advent schon von diesem Apfellicht entzündet.
Das Adventsgärtlein ist eine meditative und stimmungsvolle Feier. Bei der Spirale führt der Weg von Außen nach Innen. Im Innersten ist das Licht. Das ist wie unser adventlicher Weg nach Innen, der uns auf das Licht der Geburt Christi an Weihnachten vorbereitet.
Das Licht stellt das Kind zu den leuchtenden Äpfeln der anderer Kinder. Erst geht es alleine ins Innere der Spirale, in die Individualität, zum Licht. Auf dem Weg nach Außen gibt es das gewonnene Licht ab und vereint es mit den anderen Lichtern. Der ganze, vorher dunkle Raum wird mit jedem Kind heller. Wir stellen unsere Kraft und unseren individuellen Weg der Gemeinschaft zur Verfügung.
Das Ritual stimmt uns und die Kinder auf die Adventszeit ein. In seiner einfachen und doch tiefgreifender Form bewirkt die Feier Besinnlichkeit und ein Gefühl der Behaglichkeit. In der heutigen, doch so turbulenten Zeit, voller Ablenkungen und Eile, ist es wichtig, sich immer wieder Augenblicke der Stille zu schaffen.
"In der dunklen Nacht ist ein Stern erwacht,
leuchtet hell am Himmelszelt,
schenkt sein Licht der ganzen Welt.
In der dunklen Nacht ist ein Stern erwacht."
Hania Gabryel-Kopmann